Am vergangenen Sonntag, den 26. November haben die Franziskanerinnen von Reute ihren neu gestalteten Klosterfriedhof eingeweiht. Ein Zukunftsprojekt Klosterberg mit dem Friedhof zu beginnen, sei zumindest ungewöhnlich, räumte Generaloberin Sr. Maria Hanna in ihrer Begrüßung ein. Es spreche jedoch für den weiten Blick der Hoffnung, den die Schwesterngemeinschaft mit dem gesamten Projekt verbinde. „Wenn wir im Angesicht der Endlichkeit aufatmen können, weil die Hoffnung unseres Glaubens gerade am Totpunkt unseres Lebens zum eigentlichen bleibenden Leben aufscheinen will, dann beginnen wir hier genau richtig.“
Die Einweihung markiert den ersten großen Meilenstein in der Umsetzung ihres groß angelegten Klosterbergprojekts. Zur Einweihung am Sonntag war Weihbischof Thomas Maria Renz nach Reute gekommen. Spannung und Neugier waren bei den eingeladenen Gästen – unter ihnen Mandatsträger, Freunde und Unterstützer des Klosters – und Schwestern groß. Rund 100 folgten der Einladung trotz Schneefall und grimmiger Kälte. Musikalisch begleitet von einem Ensemble des Musikvereins Reute-Gaisbeuren.
Nach der Begrüßung durch Generaloberin Sr. Maria Hanna stellte Architekt Marcus Wörtz in seinem Grußwort die neue Aussegnungshalle in einen Spannungsbogen von Funktion, Form und Materialität. Auf franziskanischem Boden liege es nahe, dieses Gebäude in aller Schlichtheit und Demut mit Lehm und Erde zu formen. „Aus der Erde, aus welcher wir alle entnommen wurden und zu welcher wir zurückkehren“. Ein sehr besonderer Ort sei da entstanden, konstatierte Thomas Honermann, Projektleiter der Lehmbaufirma Lehm Ton Erde in Schlins in Vorarlberg. Der Gemeinschaftsgeist des Klosters und eine große Freude seien hier von Anfang der Bauphase an spürbar gewesen. Den Wunsch, dass dieser Ort den Besuchern nicht nur eine Begegnung mit dem Bruder Tod ermöglichen, sondern auch zu einer Begegnung mit dem Leben werde, brachte Pfarrer Ulrich Steck in seinen Worten zum Ausdruck.
Zahlreiche Unternehmen und Handwerker, Planer, Künstler, Mitarbeiter und Schwestern waren an der Neugestaltung beteiligt, einige von ihnen auch zu Gast bei der Einweihung. Ihnen dankte Sr. Maria Hanna im Namen der ganzen Gemeinschaft. Wie groß das Interesse am neuen Friedhof ist, zeigte sich schon bei der Einweihungsfeier. Nachdem Weihbischof Thomas Maria Renz die Aussegnung mit Weihwasser und Weihrauch gesegnet hatte, mochten ihm viele der Besucher erst gar nicht über den Friedhof zum Labyrinth folgen und verharrten vor dem neu erschaffenen und nun erstmal geöffneten Raum. Am neuen Labyrinth in der Mitte des Friedhofs versammelte sich die Gemeinde wieder. Das Labyrinth, so Sr. Maria Hanna, sei ein uraltes Symbol, das für Verwandlung und Neubeginn stehe. „Ein Labyrinth ist kein Irrgarten, sondern, ein verschlungener und durch viele Kehren und Wendungen gestalteter langer Weg von außen bis zur Mitte des Labyrinths. Ein Weg, der wie der Lebensweg des Menschen, manchmal sehr langen Atem braucht, um zum eigentlichen Kern, zum Wendepunkt zu kommen. Die Mitte ist im Labyrinth der Platz der Wende, der Verwandlung, aber auch der Platz der Auseinandersetzung, des Kampfes.“ Mehr als ein Viertel der Steine im Labyrinth wurde über den Förderverein Klosterberg Reute e.V. und durch Steinpaten finanziert.
Nachdem Weihbischof Renz auch Friedhof und Labyrinth gesegnet hatte, feierte er zusammen mit Kirchengemeinde und Schwestern einen Festgottesdienst zum Christkönigssonntag. Im Festsaal klangen die Festlichkeiten bei einem kleinen Imbiss aus. Interessierte können sich bei der letzten öffentlichen Baustellenführung am Samstag, 16. Dezember um 14:00 selbst ein Bild über das Klosterbergprojekt verschaffen.